Erinnerungen: Helden von Oberösterreich

Generalmajor i.R. Manfred Schmidbauer erinnert sich an die  Helden von Oberösterreich.

Gendarm und Täter angeschossen

Hier sehen sie die mutigen Gendarmen Gottfried B., Rudolf R., Dieter Wolf und Ludwig R., nur der angeschossene Günter F. fehlt, dargestellt in der Kronenzeitung als die „Helden von Oberösterreich“. Dann das Fluchtfahrzeug, ein weißer Kadett mit dem Einschussloch knapp über der Stoßstange, weiters eine Darstellung des Schusskanals – die Schussverletzung des Gendarmen, die Tatwaffe des Bankräubers und Zeitungsberichte mit Fotos vom Lokalaugenschein.

Wie ist dieser Fall abgelaufen?

Am 2.September 1969, kurz nach 16.00 Uhr stürmte ein mit einer Pistole bewaffneter und mit einem aufgeklebten Bart maskierter Mann in den Kundenraum der Raiffeisenkasse Mehrnbach im Bezirk Ried i.I. Er schrie die allein anwesende Bankangestellte an, sie möge ruhig bleiben, sonst werde er sie erschießen. Anschließend fesselte er die Frau auf einen Sessel und knebelte sie mit einem Leukoplaststreifen. Dann raubte er aus dem Tresor 140.000, –Schilling. Daraufhin flüchtete der Täter. Die Überfallene konnte unmittelbar nach dem Raub befreit werden. Ebenso konnte das Fluchtauto beschrieben und das Kennzeichen notiert werden. Sofort wurde eine Alarmfahndung mit diesen Fahndungsmerkmalen eingeleitet. Aufgrund des zurzeit stattfindenden Rieder Volksfestes und den damit verbundenen Verkehrsmaßnahmen waren mehrere Motorradstreifen der Gendarmerie – Verkehrsabteilung aus Linz im Bezirk Ried im Innkreis unterwegs. Einer solchen Doppelpatrouille gelang es den Fluchtwagen aufzuspüren. Eine Verfolgungsjagd begann. Über Funk wurden sofort alle Streifen informiert. Mit mehr als 140 Stundenkilometer raste der Verfolgte in Richtung Bezirkshauptstadt Ried im Innkreis. Nach ca. 30 Kilometern Verfolgungsjagd, bei der Abzweigung nach Haag, passierte es dann.

Kollege Günter F. war mit seinem Motorrad auf gleicher Höhe mit dem Täterfahrzeug als der Verbrecher auf ihn das Feuer eröffnete. Eine Kugel durchschlug das rechte Handgelenk des Beamten. Er hatte Glück, dass er nicht stürzte. Aber die Verfolgung musste er aufgeben. Sein Kollege, Dieter W., war aber noch hinter dem Fluchtfahrzeug. Außerdem hatten sie jetzt die Unterstützung einer weiteren Patrouille. Nachdem ja diese Aktionen die Gendarmen des Bezirkes über Funk mitverfolgten, gelang es den Rieder Beamten mit zwei Pkw eine Straßensperre zu errichten. Sie gingen in Deckung, die Karabiner im Anschlag. Der Gejagte ließ sich aber nicht aufhalten und flüchtete mit einem halsbrecherischen Manöver über eine Böschung. Im Kugelhagel entkam er abermals. Nach der Antiesenbrücke in Antiesenhofen war aber dann Endstation. Der Kollege von der Verkehrsabteilung, Gottfried B., schoss aus ca. zehn Meter Entfernung von hinten auf das Fluchtfahrzeug. Obwohl der Schuss nur wenige Zentimeter oberhalb der Stoßstange eingeschlagen hatte, wurde der Bankräuber durch den Querschläger im Rücken getroffen, wo das Projektil stecken blieb. Der Bankräuber musste das Fahrzeug anhalten. Als er ausstieg, jammerte er: „Nicht mehr schießen.“ Er selbst hatte insgesamt fünf Schüsse auf die Beamten abgegeben. Die gesamte Beute konnte sichergestellt werden. Als Täter konnte der 36jährige Wiener, Rudolf W., identifiziert werden. Zum Überfall benützte er ein Leihauto. Zum Motiv für seine Tat befragt, gab er an, er habe die ganze Aktion unter Drogeneinfluss durchgeführt und er könne sich an gar nichts mehr erinnern. Eine Ausrede die aufgrund der Vorbereitungshandlungen, der Planung und durchdachten Vorgangsweise wenig glaubwürdig wirkte. Ich kann den Beamten der Verkehrsabteilung zu dem positiven Abschluss dieser Verfolgungsjagd nur gratulieren und ihnen Dank und Anerkennung aussprechen.