Erinnerungen: Hölzl

Generalmajor i.R. Manfred Schmidbauer erinnert sich an die Vorgänge rund um die Ermordung von Hrn. Hölzl.

Diese Vitrine zeigt Waffen und Uniformen, die von Gendarmen in den 1920 und 1930er Jahren getragen wurden. Auf der rechten Seite unten, jene Andenken, die an die Ermordung Richard H. erinnern. Seine Auszeichnung ,die Goldene Medaille für seine Verdienste für den Bundesstaat Österreich und seine von einem Projektil getroffene Taschenuhr und natürlich sein Foto mit den vielen Auszeichnungen. Hier muss ich meine Erklärungen mit einem Vorwort beginnen: Am Beginn der 1930er Jahre war die politische Lage in Österreich sehr instabil. Die hohe Arbeitslosigkeit und auch schon der aufkeimende Nationalsozialismus spielten eine große Rolle. In dieser Situation gingen viele Österreicher, teilweise schon illegale Mitglieder der NSDAP nach Deutschland, wo sie Arbeit fanden. Viele wurden in Lagern zusammengefasst und als „Österreichische Legionäre“ militärisch ausgebildet. Manche kehrten als Terrorgruppen zurück. Den Legionären wurde die österreichische Staatsbürgerschaft aberkannt. Auf der österreichischen Seite wurde aus den Wehrverbänden das Schutzkorps (Schuko) gegründet, welche in weiterer Folge in die österreichische Armee eingegliedert wurde. Ich will diese Erklärungen abgeben, um die Termini „Schuko“ und „Legionäre“ verständlich zu machen. Zu diesem Fall konnte eine Zeitzeugin befragt werden. Ihre Aussagen: Richard H., ein gebürtiger Peilsteiner, leitete vorübergehend die Postenexpositur Kollerschlag. Mit 27. Juli 1934 sollte er auf den Posten Wimsbach versetzt werden. Er benützte den letzten Abend in Kollerschlag, um von den Dorfhonoratioren Abschied zu nehmen. Dazu lud er sie in das Gasthaus Brunnbauer ein, wo auch der Posten untergebracht war. Unter den wenigen Gästen waren der Pfarrer Anton P. und der Schulleiter S. aus Kollerschlag.

Die Gäste wurden während der Abschiedsfeier von der Wirtin Eleonore B. und von mir bedient. Mein Bruder Franz war am Abend ebenfalls daheim, entfernte sich aber, ohne uns über seine Absichten zu informieren. Um Mitternacht stürzte jemand durch den Seiteneingang ins Haus und rief: „Die Legionäre kommen!“. Der Haupteingang war fest verschlossen und der Seiteneingang von Schuko-Männern bewacht, denn im Haus befand sich der gefangene Legionär Alois T. Schon krachten Schüsse. Die Gäste der Abschiedsfeier entfernten sich durch den Wirtschaftstrakt unseres Hauses. Meine Mutter riet H., daran kann ich mich noch gut erinnern, sich nicht einzumischen. Er möge bedenken, dass er doch um 05.00 Uhr früh mit dem Pferdefuhrwerk zur Bahnstation nach Öpping gebracht werden müsse. Die Zeit bis zum Aufbruch sei sehr kurz. Gendarmerieinspektor H. wollte den Schuko-Männern der Expositur zu Hilfe kommen und holte sich das Gewehr aus seiner Wohnung im Richterhaus. Auf dem Rückweg traf H. auf eine Zivilperson, die ihn mit den Worten ansprach: „Herr Inspektor, wir sind ja Freunde.“ Dabei versuchte der Zivilist, H. zu umarmen und versetzte ihm einen Stich in den Bauch. Obwohl H. zusammenbrach, gab er noch Schüsse aus seinem Karabiner ab. Mittlerweile prasselten die Geschossgarben der Legionäre auf H. nieder. Der verwundete H. richtete sich auf, um wahrscheinlich den nur wenige Schritte entfernten Posten zu erreichen. Dabei wurde er von den Geschossen tödlich verletzt. Vor dem Kaufhaus B. brach er zusammen und konnte erst nach dem Kampfe tot geborgen werden. Sein Leichnam wurde in das Gasthaus S. getragen, wo ihm Pfarrer P. die Hl. Ölung spendete. Zitat aus dem Buch „Grenzland“, Chronik einer bewegten Zeit, von Fritz Winkler.